Stephanie Glauber, Silas Fong, Philipp Böll, Julius Brauckmann, Şirin Şimşek, Hermes Villena, Damian Weber, Andreas Wißkirchen
›Alle berichten darüber: dokumentarische Fotografie‹
Ausstellung im Rahmen des Rundgangs
Öffnungszeiten: Fr – So, 14 – 20 Uhr
Case – Projektraum der Fotografie
In dieser Ausstellung vereinen sich vielfältige dokumentarische Vorgehensweisen:
Silas Fong nutzt seine Tätigkeit als Wächter im Museum Ludwig für ein fotografisches Projekt: Er zeichnet einen leeren Ausstellungsraum zu unterschiedlichen Tageszeiten auf und ergänzt die Fotos durch Notizen, die eine sehr genaue Beobachtung der eintretenden Besucher, ihrer Gespräche und Fongs eigener Gedankenwelt beinhaltet.
Als ein Jahrhundertsturm zu Pfingsten über Nordrhein-Westfalen hinwegfegte, dokumen-tierte Stephanie Glauber alle in einer Facebook-gruppe eingestellten Fotografien und Komm-
entare zu diesem Unwetter. Die Fotos zeigen einen bedrohlich dunklen Himmel, die Posts sprechen vom Ende der Welt und kommentieren den örtlichen Verlauf des Sturmes. Glauber enthebt diese Einträge dem schnellen Daten-
fluss, bringt sie in Papierform an die Wand und zeigt somit ihren metaphorischen Charakter.
Julius Brauckmann betreibt ein tautologisches Spiel mit der Fotografie: Er hat einen großen Stapel Fotografien auf einen Sockel in der Mitte des Ausstellungsraums platziert. Auf den gesta-pelten Fotos ist eine Aufnahme eben dieses Sockels mit dem Stapel Fotos, von der Seite aufgenommen, zu sehen. Der Ausstellungs-besucher wird aufgefordert, ein Blatt mitzu-nehmen: je kleiner der reale Stapel wird, desto kleiner ist auch der auf den Fotos abgebildete Stapel. Philipp Böll zeigt eine klassische dokumentarische Aufnahme: Zu sehen ist eine Straßenszene in Mogadischu; angefügt ist ein Text, der die politische Lage in der vom Bürger-
krieg zerstörten Hauptstadt Somalias besch-
reibt. Foto und Text divergieren stark, denn das Foto zeigt eine friedliche und belebte Straßen-
szene, auch wenn die Ruinen im Hintergrund den immer noch währenden Konflikt erahnen lassen. Der Text hingegen berichtet von unhalt-
baren politischen Zuständen.
In der Serie „The Absence of My Car In Photos“ fotografiert Andreas Wißkirchen nachts Szenerien, die im Scheinwerferlicht seines Wagens erscheinen. So entstanden über 60 Aufnahmen, die auch ein Sinnbild für das exzessive Aufsuchen des Abseits sein könnten. Damian Weber fotografierte vor der New Yorker Börse Absperrungen, die Terroranschläge verhindern sollen. Es handelt sich hierbei um künstlerisch gestaltete Blöcke, die mit einer amorphen Bronzehülle den funktionalen Beton-
kern verdecken. Nach dem 11. September 2001 waren zunächst an gefährdeten Gebäuden simple Betonklötze installiert worden, diese wurden später vielerorts durch skulpturale Elemente ersetzt. Şirin Şimşek und Hermes Villena beschäftigen sich mit Stars und deren fotografischen Repräsentationen: Şimşek zeigt ein Foto von Britney Spears zusammen mit einer Doppelgängerin. Auf Hermes Villenas Fotografie ist Sylvester Stallone auf einem DVD Cover zu sehen, jedoch ist dieses Cover Teil einer merk-
würdigen Skulptur aus einem Wischlappen und Toastbrot.