Leah Heeren
CASE #28
Detox
In der Ausstellung „Detox“ sind vier Quader im Ausstellungsraum positioniert. Akribisch an den Grundriss ausgerichtet stehen die Objekte im exakt gleichen Abstand zueinander. Ansonsten ist der Raum vollkommen leer. Die Künstlerin Leah Heeren hat diese Skulpturen aus Pflanzenerde hergestellt. Das Material wurde in einer Form geschichtet und anschließend gepresst. Dadurch entsteht ein merkwürdiges Konglomerat aus Naturprodukt und künstlich-architektonischer Form.
Reihungen von gleichförmigen Quadern sind in der Minimal-Art der 70er Jahre vielfach zu finden. Heeren ordnet ihre Skulpturen ebenfalls in einem Raster an und greift so in der Installation die Form des Quadrates mit seinen Positionierungen wieder auf. In der Minimal-Art wurden fast ausschließlich industrielle Materialen verwendet; glatte Oberflächen dominierten die Skulpturen, welche auf nichts anderes als sich selbst verweisen sollten. Im Gegensatz dazu wohnen Heerens Skulpturen ein Versprechen inne: in die strengen Erdquarder sind Pflanzensamen eingearbeitet, die bei richtigen klimatischen Bedingungen keimen und die Form mit sprießenden Pflanzen zerstören könnten.
Der Ausstellungstitel „Detox“ ist der Werbesprache entnommen. Der menschliche Körper ist in der industrialisierten Welt vermehrt unbekannten synthetischen Substanzen ausgesetzt. Die Nahrungsmittelindustrie entwickelt fortwährend Produkte, die der Entgiftung dienen sollen. Das partielle, domestizierte „Zurück zur Natur“ dieser Industrie scheint sein Abbild in Leah Heerens Quader gefunden zu haben. Nur das möglicherweise irgendwann die Pflanzen ohne unser Zutun die Regie übernehmen und ausbrechen.