Johann Husser
Case #31
Who’s City? Our City!
In der Case-Ausstellung „Who’s City? Our City!” thematisiert Johann Husser die aktuelle Stadtentwicklung in den Ballungsgebieten Deutschlands und den damit einhergehenden Immobilienboom.
Hussers Ausstellung besteht aus sieben gerahmten Fotografien und einer bedruckten Plane. Bis auf eine Ausnahme sind alle Aufnahmen in Schwarz-Weiß gehalten.
Johann Husser dokumentiert in seinen Fotografien den Wohnungsbau vom Beginn der Baustelle bis zum fertigen Carré. In unterschiedlichen Städten erfasst Husser den durchaus monotonen Vorgang des Bauens. Dabei zeigen die Fotografien den Bauprozess, ohne Menschen darauf abzubilden. In manchen Ansichten ist der einzige Verweis auf fortlaufende Arbeiten das Baumaterial: ein Zementsack, der liegen gelassen wurde oder eine vereinzelte Dachlatte in einer nicht geschlossenen Tür, sind Protagonisten dieser Fotos. Durch präzise fotografische Ausschnitte und reduzierte Kompositionen wirken diese Gegenstände wie künstliche Platzierungen.
Jedoch treten in der Case Ausstellung auch Baustellenmaterialen selbst als skulpturale Artefakt auf. Eine orangefarbende Plastikplane, welche normalerweise auf dem Bau zur Absperrung dient, ist von Johann Husser im Rahmen vor einer schwarz-weißen Fotografie platziert worden, sodass das dahinter liegende Foto nur noch schemenhaften erkennbar ist.
Dieses Vorgehen überträgt Husser auch in den Raum, indem er das gleiche Material an anderer Stelle als schwarz-weiß Banner schwebend installiert. Auf dieser Plane ist die Fotografie eines Bauzaunbanners mit der 3D-Visualierung eines Neubaus mit samt der zugehörigen Baustelle gedruckt. Das fotorealistische 3D-Rendering zeigt den zukünftigen Bau und perfekt designte Interieurs.
Johann Husser reflektiert auf subtile Weise den schnellen Wandel, den unsere Großstädte erfahren: Investoren planen großflächige – oft eintönige – Neubauprojekte und locken Anleger*innen mit der Attraktivität von Luxusquartieren mitten in der Stadt. Diese Projekte werden meist ohne Beteiligung des Stadtteiles oder der zukünftigen Bewohner*innen geplant und sind ganz auf ein perfektes Inneres – die Wohnung – fixiert, das Außen kommt meist nur im Projektnamen vor – beispielsweise „Eigentumswohnung im Kunstcampus“. Husser dokumentiert diese Entwicklung scheinbar unbeteiligt, einige Fotos seiner Serie zeigen jedoch auch aus Fenstern hängenden Protestplakate gegen den Ausverkauf der Städte.
[AG]