Voyage Voyage (2)
Galerie der HBK Braunschweig
Johannes-Selenka-Platz 1
38118 Braunschweig
›Voyage Voyage‹ ist ein gemeinsames Ausstell-ungsprojekt der Hochschule für bildende Künste Braunschweig (HBK) und der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM), das unter der thema-tischen Klammer der Fortbewegung und Transformation Werke von Studierenden beider Hochschulen zusammenbringt. Die Künstler- Innen begeben sich auf Reisen, gehen anthro-pologischen Fragestellungen nach und unter-suchen die kulturelle Verfasstheit des Subjekts. Auch für die Betrachtung der eigenen Kultur,
die im Kontext der Kunst beobachtet wird,
ist der Blick der ›Reisenden‹ von großer Bedeutung. George Demir setzt sein Projekt ›Göcmenler‹ fort, das den Transfer von Bildern und Symbolen in andere kulturelle Kontexte zeigt. Er benutzt ein in Istanbul gefundenes Graffiti, dessen Ursprung auf eine islamisch-sakrale Fliese zurückreicht und bespielt mit dieser ein großes Wandelement im Vorraum der Galerie der HBK. Stephan Chamier inszeniert ein vermeintliches Musikvideo und konfrontiert den bruchstückhaft vorgetragenen Text eines italienischen Schlagers mit der Lebens-wirklichkeit zwischen Alltag, Konsum und Tourismus in Venedig. Wie ein langes Band zieht sich eine Reihe kleinformatiger Fotografien von Daniel Shaw durch den Ausstellungsraum. Shaw bewegt sich mit der Kamera kaum merklich vor und zurück, nach rechts und links – es entsteht ein Bildrhythmus, der große Poesie beinhaltet. Zu sehen sind unbewegliche alltägliche Objekte, wie Markisen, geparkte Autos, Häuserwände; dennoch erinnern die Bilder auf absurde Art und Weise in ihrer unmerklichen Verschiebung an filmische Abläufe und Bewegungsstudien des Fotografen Muybridge.
›Ra Menada‹ ist der Titel der neuen Videoarbeit von Alice Angeletti, ein umgangssprachlicher Begriff aus dem Italienischen, den man mit Geisterwanderung übersetzen kann. Alice Angeletti hat ihre Videoarbeit auf Stationen in Schweden und Italien gedreht und setzt die poetisch komponierten Bilder in Beziehung zu einem Text, in dem eine Reise beschrieben wird, mit der Erinnerungen und der Tod evoziert werden. Stephanie Glaubers Arbeit entspricht einer Versuchsanordnung. Sie untersucht bild- basierte Suchalgorithmen des Internets und präsentiert in ihrer komplexen Installation die Ergebnisse einer analytisch-wissenschaftlichen Untersuchung. Die verwendeten Ausgangs-bilder beschreiben dabei inhaltlich eine Handlung. Durch den Suchalgorithmus erhält jedes Bild mehrere Alternativbilder und die Handlung wird so mit dem Bildpool des Inter- nets wiederholt durchgespielt.
Gadiel Aguirre Travi entwickelt für die Ausstell- ung eine Bodeninstallation, die unentwegt in Bewegung ist. Spuren von dunklem Staub verteilen sich auf einer großen Holzplatte, bilden ständig neue Muster und Formen. Obwohl die Bewegungen fließen, gibt ein permanentes Arbeitsgeräusch Aufschluss über ein maschi-nelles Vorgehen, das die zeichnerischen Bewe- gungsabläufe auf der Platte hervorruft. Julian Pache zeigt ein großformatiges Foto mit einer abstrakt anmutenden Form, die sich erst bei näherer Betrachtung erschließt. Charlotte Kätzl errichtet drei große Objekte im Raum, die zunächst an temporäre Behausungen und Zelte erinnern. Sie haben keine Funktion, sondern sind fragile, metaphorische Gebilde, die eher den geistesabwesenden Zustand des Schlafes und Traumes versinnbildlichen. Der Stoff verzerrt die Sicht nach innen ebenso wie die Sicht nach außen und legt sich wie ein Nebel über den Blick, gleich einer Erinnerung.
Zum Eröffnungsabend findet eine Performance von Felix Wagner statt.
Die Ausstellung wurde von Prof. Corinna Schnitt, Prof. Beate Gütschow und Wiebke Elzel initiiert.