Acht Behauptungen #2 — I Don’t Cook For No Man
Kendy Garcia Puyén
Acht Behauptungen # 2
I Don’t Cook For No Man
Lebensgroß abgebildet umringen vier starke Frauen den eintretenden Ausstellungsbesucher, die Wände sind schwarz, die Frauen auf den Fotos reißen und stoßen große Hanteln. In ihrer ersten Einzelausstellung im Case setzt sich Kendy Garcia Puyén mit dem Frauengewicht- heben auseinander, dies nicht allein aus einem Interesse für die zur Schwerathletik zählenden Sportart, vielmehr behauptet die Künstlerin, dass das Frauengewichtheben einen sozio-logisch exemplarischen Charakter hat.
Kendy Garcia Puyén ist in der Community der gewichthebenden Frauen in Köln fest verankert und hat deshalb Zugang zu Trainingsstätten; sie ist mit vielen dieser Frauen befreundet. Garcia fotografiert ihre Protagonistinnen bewusst im Training und nicht bei Wettkämpfen, da für die Frauen das Gewichtheben Teil eines Alltag ist, aus dem ein Selbstbild resultiert, das nicht notwendigerweise in der Öffentlichkeit eines Wettkampfes vorgetragen werden muss. Gewichtheben ist eine Sportart, die früher ausschließlich von Männern betrieben wurde, im 19. JHD waren Auftritte von Kraftmenschen auf Jahrmärkten populär, das Gewichtheben wurde sogleich mit den ersten moderne Spielen olympisch, jedoch gibt es erst seit 1987 Welt-meisterschaften für Frauen, seit 2000 ist das Frauengewichtheben ebenfalls eine olympische Disziplin.
Garcia sieht ihre Arbeit als ein Beitrag zu einem differenzierten Genderdiskurs, der unterschied-lichste Ausprägungen von „Weiblich“ und „Männlich“ zulässt. Die von Garcia fotografier-ten Frauen entsprechen nicht einer vordergründigen Erwartung an gewichthebenden Frauen: dokumentiert sind keine muskelbepackten Kraftprotzinnen, son-dern vielmehr Frauen in hochkonzentrierter Spannung am Anfang oder Ende einer ausge-führten körperlichen und mentalen Hochleistung.
Auf dem Plakat der Ausstellung ist ein Porträt einer Gewichtheberin zu sehen, die Frau wird jedoch nicht bei der Ausübung ihres Sportes gezeigt. Auch der Titel der Ausstellung „I Don’t Cook For No Man“ verlässt das Feld des Sportes, der Satz ist vielmehr im häuslichen Verhältnis der Geschlechter verankert. Ge-schickt wählt Kendy Garcia Puyén die Sprache –ein Ghettoenglisch mit bewusst implemen-tierten und kultivierten Grammatikfehlern – und verweist so darauf, dass jede eingenommene Geschlechterrolle innerhalb eines spezifischen gesellschaftlichen Rahmens zu denken ist.
[BG]