Kristina Lenz
Case #38
Mind the Gap
In der Case-Ausstellung mit dem Titel „Mind the Gap“ greift Kristina Lenz zunächst in die Architektur des Raumes ein, indem sie Wände, Boden und Innenraum mit einem schwarzen Bandelement rastert. In regelmäßigen Abständen gliedern sich in den weißen Wandflächen einzelne Werkgruppen der Künstlerin an.
Das schwarze Tape dient nicht allein zur Raum- und Flächenaufteilung. Beim genaueren Hinschauen sind Sätze in weißer Typografie zu erkennen, die offensichtlich Fragen sind, jedoch kein Fragezeichen besitzen. Die aneinandergereihten Äußerungen stammen von Anfragen in Suchmaschinen. Die Künstlerin tippt in das Eingabekästchen, die Wörter „Soll“, „Wie“, „Ist“ oder „Gibt“ ein und der Algorithmus vervollständigt die Eingabe. Heraus kommen Erkundigungen wie: „soll ich duschen“, „ist das universum ein hologramm“ oder „kann die welt schwerer werden“. Die Vervollständigung des Suchoperators ändert sich je nach Standort des Computers und lässt Rückschlüsse zu den BenutzerInnen zu.
Kristina Lenz beschäftig sich im fotografischen Teil der Installation ebenfalls mit Identität und der Wechselbeziehung zwischen Technik und Mensch. In Zweier – und Dreiergruppen ist die Serie im Raum zwischen dem schwarzen Schriftbändern platziert. Zu sehen sind schwarz-weiße Porträts der Künstlerin, die wie Büsten freigestellt auf einem Metallic-Papier ausgedruckt sind. Lenz hat sich selbst fotografiert: jeweils unausgeschlafen, geschminkt und ungefiltert. Im Anschluss ließ sie über eine Face Swap App ihre „Gesichter“ miteinander verschmelzen. Fragen nach dem „idealen“ Bild und der fotografischen Selbstoptimierung werden hier sichtbar gemacht.
Eine weitere Arbeit in der Ausstellung untersucht den eigenen Körper und den Abgleich von Simulation und realem Raum. Drei Smartphones sind nebeneinander an der Wand installiert und zeigen drei unterschiedliche Videos im Loop. Auf dem linken Screen ist eine virtuelle Fahrt durch Google Street View zu sehen, die wiederum auf dem rechten Display real von Kristina Lenz im öffentlichen Raum abgegangen wird. Das Handy in der Mitte zeigt Porträts, die von einer künstlichen Intelligenz generiert wurden. Die drei Videos sind, wie auch schon die vorherigen Arbeiten in Schwarz-weiß, wobei die beiden äußeren Aufnahmen von der Künstlerin nachträglich invertiert wurden.
Als einzige Arbeit in Farbe zeigt ein Tablett eine fotogrammetrisch aufgezeichnete Hand, die ein Handy hält und sich als dreidimensionales Objekt um die eigene Achse dreht. Ebenfalls auf zwei Tabletts präsentiert kreisen graphische Symbole aus der Softwarewelt, die sich immer wieder in neue Zeichen verwandeln und die Sounds aus Apps des Smartphones in den Raum schallen lassen. Besucherende können da unbewusst im Ausstellungsraum schon mal zum Smartphone greifen. Kristina Lenz hinterfragt in der Ausstellung „Mind the Gap“ unseren alltäglichen Umgang mit Devices und untersucht deren psychologische Auswirkung auf das menschliche kognitive System.