Acht Behauptungen #6 — Echo Got Herself New Ears
Stephanie Glauber
Acht Behauptungen # 6
Echo Got Herself New Ears
In ihrer zweiten Einzelausstellung im Case beschäftigt sich Stephanie Glauber mit der in der griechischen Mythologie verwurzelten Figur Echo.
Glaubers Ausstellung besteht aus einem Großdruck, drei kleinen Zeichnungen und zwei an gegenüberliegenden Wänden hängenden Lautsprecherboxen.
Handschriftliche Notizen und gedruckter Text überlagern sich auf dem Großdruck, die drei Zeichnungen zeigen in Wiederholung einen Kopf mit vielen Ohren und Körperteilen, welche mit digitalen Geräten verschmelzen; eine abgehackte weibliche Computerstimme erfüllt den Raum und reflektiert über das Verhältnis der Künstlerin zur Medientheorie, griechischen Mythologie und dem digitalen Narzissmus. Die Computerstimme verhaspelt sich mehrmals, weil ihre Spracherkennung das Wort „analogy“ nicht richtig versteht und aussprechen kann. Es folgt eine stakkato-hafte Aufzählung eines binären Codes, gefolgt von der Feststellung: „my ones and my zeros are handpicked by Amazon“.
In dieser sehr prägnanten Case Ausstellung der Reihe „Acht Behauptungen“ stellt Stefanie Glauber die Behauptung auf, dass es eine Analogie zwischen der mythologischen Figur Echo und dem Gerät „Echo“ von Amazon gibt. Amazons „Echo“ ist ein digitaler Assistent, der mittels Spracherkennung auf Fragen des Benutzers antwortet und unter anderem Bestellungen für Amazon aufnimmt.
Das Gerät besteht aus einer Lautsprecherbox mit eingebautem Mikrophon, die zuhause aufgestellt wird und mit dem Internet verbunden ist. Die Fragen des Benutzers werden mit Hilfe von Algorithmen mit denen in der Amazon Cloud vorhandenen Informationen abgeglichen, sodass „Echo“ auf unterschiedlichste Fragen eine Antwort gibt.
In der griechischen Mythologie hingegen ist „Echo“ eine Bergnymphe, die von der Göttin Hera ihrer Redseligkeit beraubt wird, sodass sie nur die jeweils zuletzt an sie gerichteten Worte wiederholen kann, oft verzerrt sich so der Inhalt des Gesagten. Unter anderem im römischen Mythos begegnet Echo Narziss, in den sie sich verliebt, beide finden jedoch nicht zueinander, da sie sich im Gespräch durch die andauernden Wiederholungen missverstehen. Echo zieht sich daher in die Berge zurück, wo sie stirbt und nur ihre Stimme bleibt.
Stephanie Glauber beschreibt die antike Figur Echo als einen Cyborg und ergänzt, dass auch das Gerät „Echo“ – ähnlich der mythologische Figur – trotz eingebauter künstlicher Intelligenz keine charakterliche Festigkeit hat: Denn was „Echo“ antwortet, ist stets abgestimmt auf die vorher getätigte Anwendung und die vorangegangen Fragen des Nutzers. Der absurde Narziss – Echo Dialog scheint sich in einem tautologischen Gebilde der Gegenwart zu wiederholen.