Anna Mahendra
Case #16 — *Im Dazwischen
Es ist eine fantastische Welt, die die Besucher von Anna Mahendras Ausstellung betreten.
In der Mitte des Raumes wächst aus einer alten Werkbank ein Baum aus Rohren und Stromkabeln, an seinen Zweigen bilden zahlreiche unterschiedliche Glühbirnen die Früchte, die interaktiv auf die Positionen und Bewegungen der Besucher reagieren. Wie Wurzelwerk laufen die Stromkabel knotig und verdreht weiter über den Fußboden und enden unverhohlen in den in der Wand angebrachten Steckdosen. Ähnlich profan brechen die in einer Ecke gestapelten leeren Kartonverpackungen den surrealen und märchenhaften Eindruck, den der Glühbirnenbaum evoziert. Der Raum ist nur spärlich beleuchtet vom wechselnden Licht der Glühbirnen und von vier einzelnen Schreibtischlampen, welche die vier an den Wänden hängenden ungerahmten Fotografien beleuchten. Darauf zu sehen sind Unterwasseraufnahmen eines nackten, androgynen Menschen. Der Titel Meerjungfrau II weckt auch hier Assoziationen zu einer Welt des Unsichtbaren, verstärkt noch durch die in die fotografische Oberfläche von Hand gekratzten Fabelwesen. Gleichzeitig bricht dieser brutale Eingriff die verträumte Atmosphäre und wirft die Besucher zurück in die materielle Realität des Raumes. In diesem Öffnen eines ›Dazwischen‹ von nüchterner Alltagswelt und kindlich-zauberhafter Magie liegt das Spannungsfeld von Anna Mahendras Arbeit. [WE]