Acht Behauptungen #8 — Ideologie manifestiert sich im Raum
Anne Arndt
Acht Behauptungen #8
Ideologie manifestiert sich im Raum
In der letzten Ausstellung der Reihe „8 Behauptungen“ untersucht Anne Arndt den gezielten Einsatz von architektonischen Konzepten zur Unterstützung der Durchsetzung staatlicher Ideologien am Beispiel von Typenschulbauten in der DDR. Im Ausstellungsraum hängen drei Schautafeln, die sich aus unterschiedlicher Perspektive der Thematik nähern. Die Tafeln zeigen jeweils 15 fotografische, mit einer Unterzeile versehene Aufnahmen. Auf der ersten Tafel sieht man die – je nach Stadt variierenden – Typenschulbauten, die in der DDR entwickelt wurden. Arndt baute diese verschiedenen Typen aus von ihr selbst aus MDF hergestellten Satzbausteinen nach. Dieser Bausatz ist ebenfalls auf einem aus zwei Elementen bestehenden Sockel ausgestellt. Die von der Künstlerin implizierte Einladung an die Besucher, eigene Gebäude aus dem Bausatz zu bauen, beinhaltet einen kindlich-spielerischen Gestus, der konterkariert wird von der Schwere der in der Ausstellung verhandelten Fragen zu Freiheit und politischem System, Ideologie und Manipulation. Insbesondere die an der den Satzbausteinen gegenüber liegenden Wand hängenden Texte führen in diese Thematik ein. Neben Zitaten von Walter Ulbricht und dem verantwortlichen Architekten Hermann Henselmann, sind Auszüge aus Gesprächen zu lesen, die Arndt mit Zeitzeugen und Personen, die heute an den Schulen tätig sind, führte. So wird beispielsweise im Gespräch mit dem derzeitigen Direktor des Schweriner Sportgymnasiums deutlich, dass es einerseits nicht ganz einfach ist, in einem neuen politischen System in explizit für eine andere Ideologie entworfenen Gebäuden zu lehren, und das andererseits dieser historische Kontext auch heute noch kaum in den Schulen thematisiert wird. Der Frage danach, wie nach dem Wechsel des politischen Systems Anfang der 1990er Jahre mit dem architektonischen Erbe der Typenschulbauten umgegangen wurde, wird auf den zwei anderen Schautafeln am Beispiel der Stadt Schwerin untersucht. Die rechte Tafel zeigt in 2016 aufgenommene Fotografien von 15 Typenbauschulen in Schwerin. Es scheint, als wäre vor allem mit farbigen Fassadengestaltungen versucht worden, eine Individualität der Schulen zu erzeugen, die in der einheitlichen Architektur nicht angelegt war. Die linke Tafel zeigt wiederum drastischere Eingriffe an Schweriner Typenschulbauten: Anhand von Luftbild- Archivaufnahmen an drei Beispielen zwischen 1996 – 2016 werden An- und Umbauten deutlich, sowie auch ein Komplettabriss gezeigt.
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