Tote und Lebende, das Porträt und die Fotografie
Felix Hoffmann
›Tote und Lebende, das Porträt und die Fotografie‹
Vortrag, 10 Uhr
Transmedialer Raum, Große Witschgasse 9 – 11
50676 Köln
Das Seminar ›Illumination or rather Darkness‹ konzentriert sich auf die Geschichte des foto-grafischen Porträts. Der Kurator und Kunsthis-toriker Felix Hoffmann hält in diesem Rahmen einen Vortrag über die Totenfotografie, die be-reits ab der Erfindung des Mediums praktiziert wurde. Es gab zwei Arten der Darstellung: Einer-seits wurden aufgebahrte Tote geschmückt fo-tografiert, zum anderen wurden Leichname „wie lebend“ dargestellt: Die Toten wurden mittels ei-nes eigens konstruierten Gestells aufgerichtet, geschminkt und fotografiert. Die Augen des Leichnams waren dabei geöffnet und der Körper in lebendige Pose drapiert, sodass die Abbildung keine Auskunft darüber gab, ob die Person lebendig oder tot war. Nur eine rück-seitige Beschriftung der Fotografie klärte über den Zu-stand des Porträtierten auf. Hoffmann bettet diese Bildtradition in den veränderten kulturellen Umgang mit dem Tod ein, welcher im 19. JHD durch das Aufkommen von Leichen-schauhäusern von einer zunehmenden Distan-zierung zum toten Körper geprägt war. Das Ver-weilen beim dreidimensionalen Leichnam wurde durch das Besitzen seines fotografischen Abbil-des ersetzt. Obwohl diese Bilder dazu gedacht waren, den Verstorbenen „lebendig“ zu halten, verweisen sie auf eine dem Medium Fotografie innewohnende Möglichkeit: sie kann die in der Physis des Körpers deutlich vorhandene Grenze zwischen lebend und tot im Bild aufheben.
Auf Basis dieser Parameter werden Strategien des zeitgenössischen Porträts untersucht. Fragen nach Blickkonventionen, Pose und Abbildungsstrategie werden an die Porträt-tradition des 19. JHD rückgebunden.