Eine andere Sonne – Ausstellung im Rahmen des Rundgangs 2017
Max Dauven, Leah Heeren, Levin Krasel, Thomas Lambertz, Navid Razavi
›Eine andere Sonne‹
Ausstellung im Rahmen des Hochschulrundgangs der KHM 2017
Öffnungszeiten: Fr – So, 14 – 20 Uhr
Case – Projektraum der Fotografie
Die Gruppenausstellung „Eine andere Sonne“ ist aus dem gleichnamigen Seminar von Wiebke Elzel und Thomas Hawranke hervorgegangen und setzt sich mit der gegenseitigen Beeinflussung von Online- und Offine-Welten auseinander.
Navid Razavi verfolgt in seiner Arbeit „[content of an adult or sexual nature is against our] code_of_con- duct“ die Folgen einer im Internet verbreiteten Ingame-Fotografie aus dem Computerspiel Watch Dogs 2. Sein Beispiel zeigt die Komplexität der Frage, welche moralischen Maßstäbe für die Verbreitung von in Computerspielen erzeugten Inhalten gelten, inwieweit die Verbreitung virtueller Gewalt zu echter Gewalt wird, wo Zensur anfängt und wer darüber entscheidet.
In Max Dauvens fotografischer Arbeit „0 1“ verschränken sich analoge und digitale Bildwelten. In einem aufwendigen Prozess simuliert Dauven digitale Bildpixel in der s/w-Dunkelkammer, indem er zunächst Schablonen für die unterschiedlichen Pixel herstellt, die dann entsprechend ihres Tonwerts unterschiedlich lange auf das analoge Fotopapier belichtet werden. Ausgangsmotiv seiner Fotografien sind die Portraits von zwei virtuellen Personen aus dem Computerspiel Grand Theft Auto.
Auf einem Podest stehen drei in polygonale Objekte eingelassene Glasscheiben. Die Materialeigenschaften der spiegelnden Oberflächen – mit ihren Transparenzen, Reflektionen und Brechungen – gehen mit digital generierten Oberflächeneffekten eine ästhetische Symbiose ein. Thomas Lambertz bildet mit seiner Arbeit „thin squares“ digitale Materialeffekte als Objekte im Raum ab. Die drei Glasscheiben, mit ihren aus verschiedenen Ebenen bestehenden Oberflächen, erinnern in ihrer Konfiguration an Shadersysteme aus der digitalen Content Creation.
Levin Krasel nutzt in seinen Arbeiten „Steine“ und „Baumstamm“ Techniken der Photogrammetrie, in der, basierend auf eigenen Fotografien, 3-dimensionale Geometrien softwarebasiert entstehen. Seine beiden Bilder zeigen Ausschnitte einer algorithmisch rekonstruierten Realität, in der die Repräsentation von einem Baum, bzw. einer Steinmauer eine Mixtur aus digitalen Kamerabild, berechneten Pixeln und individueller Perspektive sind. Die eingesetzte Verfahrensweise unterstreicht die Rolle der Fotografie im Produktionsprozess digitaler Welten – von Computerspielwelten, wissenschaftlichen Simulationen, bis hin zu Anwendungen des Alltags, wie beispielsweise Google Streetview.
Leah Heerens Fotografien zeigen Häuserfassaden, die an Architekturen in Computerspielen erinnern: Gleichförmige, sich wiederholende Strukturen, die, bis auf eine einsame Satellitenschüssel, frei sind von individuellen menschlichen Spuren. Heeren zeigt die Fotografien in offenen Leuchtkästen, die einen freien Blick auf Leucht-LEDs und Verkabelung gewähren. Diese Präsentationsweise unterstützt die Assoziation zu virtuellen Welten, die nur durch ans Stromnetz angeschlossene Bildschirmmedien zugänglich sind.