Acht Behauptungen #1 — Authority Can Appear as a Cosmic Nebula
Ehrenstein / Fuss
Acht Behauptungen # 1
Authority Can Appear as a Cosmic Nebula
Die Ausstellung von Anna Ehrenstein und Jonathan Fuss bildet den Auftakt der Reihe „Acht Behauptungen“, die sich mit Möglich-
keiten und Bedingungen von Kunst und Politik auseinander setzt.
Was den Besucher der Ausstellung erwartet, erinnert zunächst an eine Ateliersituation: in unterschiedlichen Formaten und Techniken kleben Fotografien in loser Anordnung an den Wänden oder liegen auf dem Fußboden. Die Motive wirken abstrakt, schwarze und farbige Flächen werden von blitzartig geformten hellen Linien durchkreuzt. Um den Ausstellungstitel zu verstehen, bedarf es der Kenntnis des Herstell-
ungsverfahrens der Bilder. Ehrenstein und Fuss bearbeiteten unbelichtete fotografische Negative mit einem Taser X26. Dieser Elektro-
schocker wird weltweit von Polizeidiensten eingesetzt, als „nicht-tödliche“ Waffe zur Ent-
waffnung und Festnahme von potentiellen Kriminellen. In einigen Ländern ist diese Waffe zum Zweck der Selbstverteidigung frei ver-
käuflich, in Deutschland bisher nicht. Die von Ehrenstein und Fuss durch den Elektroschocker belichteten Negative wurden anschließend auf Fotopapier vergrößert, die Hängung im Aus-
stellungsraum lässt sie als abstrakte Bilder erscheinen. Das Wissen um den Einsatz einer Waffe bei der Erzeugung der Bilder hinterlässt ein eigentümliches Gefühl. Ist es kaltblütig, die Bilder „schön“ zu finden? Wird die politische Brisanz des Tasers durch die heiter anmutende Anordnung im Raum neutralisiert? Ehrenstein / Fuss verweigern sich einer offensichtlichen politischen Stellungnahme und geben damit der Frage Raum, ob die Präsentation im Ausstell-
ungsraum nicht immer schon eine Zähmung jeglichen Protests, jeder politischen Aufklärung ist, in dem man sie den Gesetzen und
Beschränkungen eines Kunstdiskurses (oder sogar Kunstmarktes) unterwirft. [WE]