Milica Lopičić
Case #24 — E79 – Beautification
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht eine kleine schwarz-weiße Fotografie auf der eine Steilküste zu sehen ist: über einer Klippe ist flüchtig ein Baukörper in die Fotooberfläche eingeritzt. Es handelt sich um eine Reproduktion der Skizze, die Curzio Malaparte für seine später berühmt gewordene Villa Malaparte angefertigt hat. Milica Lopičić nimmt diese Skizze zum Anlass, sich mit Linien und Baukörpern in der Landschaft zu beschäftigen. Sie tut dies anhand der internationalen Eisenbahnstrecke ›E-79‹ Belgrade-Bar, die zwischen 1952-1976 gebaut wurde. Der Streckenabschnitt durchquert Serbien, Bosnien und Montenegro und endet am Meer. Die Eisenbahnstrecke war ein Prestigeprojekt Titos, 1972 wurde sie mit großem Medienecho und Propagandabegleitung eröffnet. Heute jedoch befindet sich die Strecke in einem schlechten Zustand, so dass sie aus Sicherheitsgründen nur noch langsam befahren werden kann. Während des Balkankonfliktes gab es einen Vorfall: vor dem kleinen Stück, dass Bosnien durchquert, wurden die Fahrgäste mit bosnischer Herkunft aus dem Zug entfernt und verschwanden spurlos. Milica Lopičić dokumentiert in ihrer Ausstellung die Bahnstrecke auf großformatigen Tableaus, die Infrastruktur und Ingenieurskunst ist mancherorts dominanter Bildbestandteil, in anderen Bildern ist sie kaum in der Landschaft auszumachen. Lopičić’s Fotografien sind von großer Schönheit; gerade diese Schönheit verweist auf die Kluft, die zwischen fotografischer Abbildung und politischer Realität liegt. [BG]