Die Gewaltsamkeit der Fotografie
Theorieseminar mit angeschlossenem
Fachseminar von Beate Gütschow,
Wiebke Elzel, Karin Harrasser
dienstags, 10 – 12 Uhr
Transmedialer Raum,
Große Witschgasse 9–11
Anhand des Seminarthemas ›Die Gewaltsamkeit der Fotografie‹ wird der Versuch unternommen, theoretischen und künstlerischen Diskurs zusammenzuführen.
Die Fotografie unterhält ein gespanntes Verhältnis zu Gewaltphänomenen: Als Medium, das einen lebendigen Moment einfriert, ist sie in die Dichotomie von Leben und Tod verstrickt. In ihren dokumentarischen Gebrauchsweisen war und ist die Fotografie Kriegsteilnehmerin: Die Kamera ist seit 150 Jahren vor Ort, wenn getötet – und in jüngerer Zeit:
gefoltert – wird. Aber auch in ihren inszenierenden Aspekten, in ihrer Eigenschaft, der Öffentlichkeit etwas zur Anschauung bringen, ist eine strukturelle Gewalt eingeschrieben: In der Anfertigung, Auswahl und Zirkulation von fotografischen Bildern wird entschieden, was relevant sein wird. Als Teilhaber einer Medienöffentlichkeit sind potentiell alle in eine globale Ökonomie der Bilder eingebunden. Was wird sichtbar und damit politisch, im Sinne von diskutierbar? Wie stellt sich aktuell das Verhältnis von Skandal und Teilhabe an einer Öffentlichkeit dar? Was bleibt in der Foto-Reportage unsichtbar? Das Seminar beschäftigt sich – ausgehend von Susan Sontags Text Das Leiden der anderen betrachten – mit aktuellen und historischen, theoretischen und künstlerischen Positionen. In Dialog mit den Texten und Werken anderer KünstlerInnen findet zudem eine Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit statt. Studierende des Seminars sind dazu eingeladen, ihre eigenen künstlerischen Arbeiten und Ideen vorzustellen. Diese werden
vor dem Hintergrund des Seminarthemas untersucht, können aber auch über dieses hinausweisen. Andere Medien als Fotografie sind für die Arbeitsbesprechungen ausdrücklich willkommen.
Literatur:
– Auszüge aus: Susan Sontag: Das Leiden anderer betrachten, München 2003.
– Peter Geimer: ›Wir müssen diese Bilder zeigen. Ikonographie des Äußersten‹ (119–132) Herta Wolf: ›Die Tränen der Fotografie‹ (139–163) beide in: Folter. Politik und Technik des Schmerzes, hg. v. Thomas Macho, Burkhardt Wolf und Karin Harrasser, München 2007, 119–132.
– Helmut Lethen: ›Der Stoff der Evidenz‹, in:
Michael Cuntz, Michael, Barbara Nitsche u.a. (Hg.), Die Listen der Evidenz, Köln 2006, 65–85.
Gäste:
Anne-Marie Beckmann, Kuratorin
Anja Niedringhaus, Fotografin
Michael Kempf, Kunsthistoriker